PFORZHEIM. Der Briefwechsel zwischen dem Pforzheimer Rathaus und dem NDR wegen eines umstrittenen Beitrags in der Fernsehsendung „Plusminus“ geht weiter. Die norddeutsche Journalisten weisen die Kritik zurück.

Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) versteht man die Aufregung nicht: Der Filmbeitrag, den das Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ am 9. Juni den Derivate- und sonstigen Finanzproblemen Pforzheims widmete und der die 120 000 -Einwohner-Stadt in einer Abfolge hässlicher Anblicke darstellte (die PZ berichtete), wolle in symbolischen Bildern die Probleme der Stadt zeigen.

„Pforzheimer bestätigten es“
Alle gesendeten Motive hätten sich ohne größere Suche bei der Einfahrt in die Stadt aus östlicher Richtung gezeigt. „Pforzheimer bestätigten uns, dass es viele andere Straßen gibt, in denen wir ähnliches vorgefunden hätten“, heißt es in dem der PZ vorliegenden Schreiben, mit dem die „Plusminus“-Redaktion auf die Beschwerde von OB Gert Hager (SPD) über die Bebilderung des Beitrags reagiert. „Schöne Ecken zu zeigen, war nicht Aufgabe der Sendung. Im Zusammenhang mit den Spekulationsgeschäften wird eine solche Darstellung benachteiligten Menschen in dieser Stadt nicht gerecht“, heißt es in dem Schreiben weiter.

 

Der Beitrag spreche zudem unzweifelhaft existierende Probleme Pforzheims wie die höchste Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg und die Finanzmisere an. Zudem erfahre eine denkbare Klage gegen die Deutsche Bank wegen der Derivat-Geschäfte durch das Zeigen all dieser Probleme „mediale Unterstützung“, so die NDR-Redakteurin weiter. „Wir sind deshalb erstaunt über Ihre Kritik an dem Beitrag.“

Brief an den Intendanten
OB Hager hat umgehend reagiert – und sich an die nächsthöhere Stelle gewandt, an NDR-Intendant Lutz Marmor. „Ich bin mit der Antwort auf meinen ersten Brief ganz und gar nicht einverstanden“, schreibt Hager. Es gehe ihm nicht um die inhaltliche Aufbereitung des Themas Derivate oder um das Leugnen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

„Was viele Bürger, Multiplikatoren und auch ich nicht akzeptieren können, ist die bildliche Unterlegung. Hier wird ein Zerrbild unserer Stadt gezeichnet, Schmuddelecke an Schmuddelecke gereiht.“ Bei den Reaktionen, die im Rathaus eingingen, sei Zorn dabei gewesen. Gerade weil die wirtschaftlichen Probleme der Stadt erkannt seien, unternehme Pforzheim große Anstrengungen, setze auf Bildung und den Kreativsektor. „Die Folgen Ihres Beitrags sind möglicherweise die Verunsicherung von Investoren, die sich im Vorfeld über Medien informieren“, so Hager. Er würde es begrüßen, im NDR die Möglichkeit zu bekommen, die Stärken Pforzheims zu zeigen. „Davon haben wir reichlich.“

 

Mit freundlicher Genehmigung der Pforzheimer Zeitung