Kein Vorteil, sondern Verlust

Zum Artikel „Schweigen und rechnen“ im Pforzheimer Kurier vom 25. Januar:

Die Stadt Pforzheim, bundesweit bekannt wegen ihrer Derivatgeschäfte (Zinswetten), die sie bisher 55,9 Millionen kosteten, streitet in Frankfurt vor Gericht, dieses Geld zurückzuerhalten. In der Gemeinderatsbeilage über den bisherigen Gerichtsverlauf steht, dass bislang öffentlich die Rede davon ist, dass die Stadt nach dem Vorschlag des Gerichts ein Drittel der Schadenssumme in Höhe von 55,9 Millionen Euro – also rund 18,6 Millionen Euro – erhalten solle.

Aus dieser Beilage ist zu entnehmen, dass J. P. Morgan weitere 9,12 Millionen Euro für die Beendigung der Wetten einforderte, die bisher nicht seitens der Stadt bezahlt worden waren und die Verwaltung davon ausgeht, dass diese durch den (gerichtlichen) Vergleichsvorschlag mit abgedeckt sind. Die dann folgende Schlussfolgerung „so dass sich der wirtschaftliche Vorteil der Stadt im Ergebnis auf circa 27,7 Millionen Euro beliefe“, können die Bürger dieser Stadt nur mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen.
Da werden plötzlich Spielschulden, also Verluste der Stadt zu wirtschaftlichen Vorteilen. Ich jedenfalls – als schwäbische Hausfrau – denke logisch und rechne anders: ein Verlust bleibt ein Verlust, auch wenn unsere Stadtoberen und ihre Rechtsberater versuchen, mir das als wirtschaftlichen Vorteil zu verkaufen.

 

 

Gundi Köhler  – Leserbrief erschienen im Pforzheimer Kurier am 28.01.2012